Bündelweise Fragen zur nativen Kost
Erstellt von r.ehlers am Montag 12. Oktober 2015
Sehr geehrter Herr …,
da Sie so viele Fragen stellen, erlaube ich mir, meine Antworten in Ihre Mail hineinzuschreiben.
Freundliche Grüße
Rolf Ehlers
Von: …[mailto:…@yahoo.de]
Gesendet: Samstag, 10. Oktober 2015 17:45
An: Re@essenspausen.com
Betreff: Bitte um Hilfe
Sehr geehrter Herr Ehlers,
ich leide unter Burnout, Depression, dauerhaft verkrampften Muskeln (die mich bei leichtester Belastung schon Schmerzen spüren lassen, daher schmerzt selbst das Öffnen einer Flasche Wasser) sowie ständigen Bauchschmerzen (trotz Beachtung meiner Lebensmittelunverträglichkeiten gegenüber Milch-, Fruchtzucker und Zuckeralkoholen (ich nehme laktosefreie Milch z. B.).
Sie werden verstehen, dass ich Ihnen keinen medizinischen Rat geben kann. Manchmal helfen allgemeine Hinweise, meist sind die Geschehensabläufe in Körper und Geist so komplex, dass es unerhört schwer ist, alle wichtigen Ursachen und das Zusammentreffen vieler Symptome schon in der Theorie richtig einzuordnen – geschweige denn wirklich zu helfen ohne alle wichtigen konkreten Umstände zu kennen. Soweit aber allgemeine Erkenntnisse betroffen sind, bin ich natürlich frei, mit Ihnen gemeinsam über Zusammenhänge nachzudenken. Es kann sein, dass Sie am Ende sehen, dass die Lösung gar nicht so schwierig ist.
Wie kann ich mich, ohne viel Geld auszugeben, ernähren, um mir zu helfen?
Die meisten Menschen geben lieber viel Geld aus und nutzen Handelsprodukte als selbst aktiv zu werden, zielgerichtet einzukaufen, schonend zu kochen und insbesondere auch den Reichtum roher Pflanzen zu nutzen. Zu Ihren vielen Fragen habe ich –nach meinen ersten Büchern – in den letzten drei Jahren eine Menge von Antworten gegeben, dies in einigen Vorträgen, insbesondere aber auf den Seiten der GfE-Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.: www.richtig-essen.net. Dort versuche ich, über die Behandlung einzelner interessanter Fragen zu einem System der richtigen Ernährung und Lebensgestaltung zu kommen, was am Ende in meinem derzeit in Arbeit befindlichen dritten Buch über das Phänomen des leeren Magens und das einfache richtige Essen für jedermann (wonach Sie fragen) mündet. Die Massen an Informationen ist so groß, dass ich hier nicht versuchen kann, sie geschlossen darzustellen. Aber ein paar Hinweise will ich Ihnen doch geben.
Ist es richtig, dass Tryptophan bei Depression hilfreich sein kann, vor allem, wenn man wie ich extrem leicht gestresst werden kann?
Als ich die Erklärung für die frappierenden mentalen und körperlichen Verbesserungen Bei mir und in der Folge bei sehr vielen Nutzern des Verzehrs faserreicher getrockneter und gemahlener roher Pflanzenkost auf leeren Magen (native Kost/Aminas) suchte, fand ich in der Literatur den Hinweis darauf, dass es auch an der schwierigen Einbringung von Tryptophan ins Gehirn liegen könnte – neben der offensichtlich notwendigen Chemotaxis für den Aufruf zum Aufbau von Serotonin. Davon bin ich weitestgehend ab. Wann und wie Tryptophan eine Einzelstellung an der Blut-Hirn-Schranke kriegt, hängt sehr vom individuellen Essverhalten ab. Wer wenigstens zum Teil des Tages den leeren Magen erlebt, verringert auch seine Verfügung über Kohlenhydrate und fördert die Nutzung der Aminosäuren zur Energiegewinnung. Dann allerdings verbrauchen sich alle mit Tryptophan an der Blut-Hirn-Schranke konkurrierenden Aminosäuren in den Mitochondrien der Körperzellen, Tryptophan wegen seiner Sperrigkeit durch die Anbindung an Albumine passt nicht in das Aufnahmemuster der Mitochondrien.
Stimmt es, dass man Tryptophan zusammen mit anderen Stoffen aufnehmen sollte, oder kann man diese anderen Stoffe zu anderen Zeiten zuführen?
Wenigstens für einige Stunden, oft aber für Tage und Monas te speichern unsere Zellen (auch die im Gehirn) alle Bausteine für den Aufbau von Serotonin. Ob sich der Stoff bildet, hängt also bei insgesamt guter Ernährung allein davon ab, dass es einen zentralnervösen Befehl zu seinem Aufbau gibt.
Man braucht für Serotonin auch Magnesium, Vitamine der B-Gruppe (vor allem B1 und B6), Vitamin C, Mangan, Omega-3 Fettsäuren und Zink, wobei Magnesium und Vitamin B6 am wichtigsten sind, richtig? Wann und wieviel sollte man zu sich nehmen und welche Lebensmittel enthalten viel von diesem Gesamt-Mix?
Ich halte es für müßig, einzelnen Komponenten nachzugehen, wo wir doch schon wissen, dass sehr viele Lebensmittel einen unerhörten Reichtum an Inhaltsstoffen haben. Wenn Anzeichen für eine mögliche Unterversorgung da sind, wozu theoretisch natürlich auch das fehlende Wohlbefinden zählen können, kann man daran denken, besonders auf den Verzehr von Nahrung zu achten, die die etwas selteneren Inhaltsstoffe mit sich bringt (z.B. rohe Leber, Lebertran wegen den B-Vitaminen). Da kann man es natürlich auch mit Ergänzungen aus Naturstoffen versuchen. Sehr viele Menschen essen so fürchterlich falsch, dass für sie eine Umkehr ein Muss ist, zumindest aber eine gezielte Nahrungsergänzung.
Der Weg ins Gehirn ist für Tryptophan nicht einfach, wie ich u. a. bei Ihnen gelesen habe. Wie könnte eine gute Ernährung für Tryptophan aussehen?
Siehe oben.
Macht es Sinn, morgens nüchtern Amaranth- und Quinoa Mehl zu sich zu nehmen, indem man die Mehle gemischt zu sich nimmt und mit Wasser runterspült? Welche Eigenschaften müssen die Mehle haben, gibt es die Qualität auch einfach z. B. von Alnatura? Wie lange muss man danach warten bis zum Essen?
Egal ob Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Hafer, Hirse oder Teff : alle diese inhaltsreichen faserstarken Samen eigenen sich, jeweils allein oder in Kombination miteinander. Woher die Samen kommen und wer mit ihnen handelt, ist auch egal. Nach dem Verzehr kann es Sinn machen, vielleicht eine Viertelstunde mit weitere Nahrungsaufnahme zu warten, damit die Native Kost den Magen erst komplett verlassen konnte.
Welche Alternativen gibt es? Welche Eigenschaften müssen wirksame Tryptophan Quellen haben? Würde ich Haferflocken mit Amaranthpops (Alnatura) essen, würde ich zwar Tryptophan zu mir nehmen, bekäme es auf diesem Weg aber nicht ins Gehirn?
Haferflocken sind unzureichend gemahlen. Man zerbeißt sie auch nicht so fein, dass ihre Zellen geöffnet würden. Zudem sind die Partikel, die damit am Magenpförtner ankommen, viel zu groß. Also können Sie den ganzen Prozess vergessen, weil es nicht zum starken Verstoffwechslungsreiz im Dünndarm kommt.
Ich meine bei Ihnen auch gelesen zu haben, dass tryptophanhaltige Nahrung möglichst wenig erhitzt sein sollte, an anderer Stelle schreiben Sie aber, dass Tryptophan Erhitzung (z. B. bei der Essenszubereitung) nichts ausmacht. Wie ist es richtig und was bedeutet das für das tägliche Essen und für die Ernährung, die auf die Bildung von Serotonin abzielen soll?
Ich habe nicht in Erinnerung, mich dafür ausgesprochen zu haben, tryptophanreiche Ernährung zu erhitzen. Für den körpereigenen Aufbau von Serotonin durch den Verzehr nativer Nahrung ist das jedenfalls kontraproduktiv.
Haben Sie in dem Zusammenhang Tipps zur Ernährung, was die abendliche Vorbereitung auf gutes Ein- und das Durchschlafen verbessert?
Nein. Gleich wann Sie native Kost auf leeren Magen verzehren, entsteht der beschriebene starke Verstoffwechslungsreiz im Dünndarm, der auch an das Esskontrollzentrum im Hypothalamus gemeldet wird, wenn die Informationsübertragung nicht gestört wird (s. Schwachstelle Genick). Es hängt dann davon ab, ob der Sättigungsgrad des Gehirns an Serotonin bis dahin ausreichend ist oder Defizite aufweist. Im letzteren Fall wird nach meiner Annahme die Aufnahme der Serotoninproduktion im Stammhirn in Gang gesetzt.
Da Serotonin eine Halbwertzeit von 21 Stunden hat, ist in aller Regel abends genügend davon vorhanden, um gut einschlafen lassen zu können. Bekannt ist allerdings, dass es richtige Schnellverbraucher von Serotonin gibt (z.B. bei der Tichotrillomanie und bei schweren Depressionen). Ich weiß von Therapeuten, die da den mehrfachen Verzehr von nativer Kost empfehlen.
Muss für das Tryptophan der Weg ins Gehirn frei gemacht werden? Ist deshalb morgens die nüchterne Aufnahme von Amaranth/Quinoamehl empfehlenswert? Macht es Sinn, dies auch nach der Arbeit (3-4 Stunden nichts mehr gegessen) Sinn?
Siehe oben.
Gibt es neben Kaffee weitere Serotoninblocker bzw. Lebensmittel / Getränke, die der Serotoninproduktion im Weg stehen? Kann bei dieser Ernährung, die auf die Produktion von Serotonin abzielen soll, auch etwas für die Darmflora, gegen ständiges Bauchweh, gegen Verkrampfung/Entzündung und für das Immunsystem getan werden? Ich frage extra nach all diesen Sachen, da mir Therapie und Krankengymnastik nicht so viel gebracht haben.
Kaffee ist kein Serotoninblocker, sondern wie Alkohol und Nikotin ein Stoff, der Serotonin verbraucht. Wer sich an native Kost auf leeren Magen gewöhnt, nutzt natürlich Essenspausen, die dem Darm gut tun. Er kriegt damit auch sehr zuverlässig Nahrungsenzyme und die Inhalte der nativen Kost in den Körper. Der Darm hat Gelegenheit, sich selbst zu normalisieren, mehr nicht. Aber natürlich kann das nach Lage der Dinge auch sehr positiv sein!
Bitte gehen Sie bei Ihren Antworten sowohl auf normale Nahrung als auch auf native Kost (über die ich noch nichts weiß) ein. Für Ihren unabhängigen Rat wäre ich sehr dankbar.
Freundliche Grüße
…